Abkühlung gefällig? So passen sich Städte an die Sommerhitze an – Teil 2

Im Juni diesen Jahres ging ein Bild von Schlittenhunden um die Welt – denn es schien, als ob die Hunde anstatt über grönländisches Eis, über Wasser liefen. Dabei waren keine übernatürlichen Kräfte im Spiel, sondern die problematischen Ausmaße des Klimawandels präsentierten sich in aller Deutlichkeit. Als Folge der Erderwärmung schmilzt das Eis zu schnell – gleichzeitig lässt die geringe Durchlässigkeit des Eises das Schmelzwasser an der Oberfläche stehen. Ungefähr zur gleichen Zeit, als das Foto Furore machte, bekamen wir selbst die Folgen des Klimawandels zu spüren – Europa erlebte eine Hitzewelle mit Rekordtemperaturen von über 45 Grad in Frankreich und über 42 Grad Celsius in Deutschland. In Städten ist die Hitze besonders deutlich spürbar, denn sogenannte städtische Hitzeinseln sorgen dafür, dass sie sich im Gegensatz zu ländlichen Gebieten stärker aufheizen und nachts deutlich langsamer abkühlen. Wir Menschen sind erwiesenermaßen mit Schuld an der Erderwärmung – und damit schaden wir nicht nur uns selbst sowie anderen Lebewesen, sondern auch unserer Umgebung.

Folgen für Stadt und Natur

Wenn sich Gebäude, Dächer und Straßen aufheizen, wird die Hitze auch für die Stadt selbst zum Problem. Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad können sich Straßen auf bis zu 67 Grad Celsius aufheizen. Beton, aus dem etwa ein Drittel der deutschen Autobahnen bestehen, dehnt sich bei diesen Temperaturen aus, was dazu führt, dass die Straßen uneben werden. Auch Teer und Asphalt können aufreißen und Rinnen entstehen lassen – eine gefährliche Unfallquelle. Die zunehmende Asphalt-Temperatur führt zudem zu sinkender Wasserqualität, da das Regenwasser, das über die Straßen in die Wasserwege gelangt, ebenfalls erhitzt wird.

Allerdings stellt nicht nur die schlechte Wasserqualität, sondern auch der Mangel an Wasser in Kombination mit lang anhaltender Hitze ein großes Problem dar. Ausgeblichene Wiesen und herbstlich gefärbte Blätter – das ist im Sommer leider bereits ein vertrauter Anblick. Lange Trockenheit, Dauerhitze und ein sinkender Grundwasserspiegel führen dazu, dass die Pflanzen nicht ausreichend Wasser bekommen. In manchen Städten wurde der Wassermangel zudem auch anders sichtbar – so fand man beispielsweise in der Elbe bei Dresden einen Hungerstein aus dem Jahr 1893. Hungersteine markieren Niedrigwasserstände und damit verbundene Notzeiten.

Es ist uns und unseren Lebensräumen, den Städten, zwar bedingt möglich, sich an die Hitze anzupassen, das löst allerdings nicht das eigentliche Problem: den Klimawandel. Doch den können Städte aktiv begrenzen, denn sie sind “Opfer” und “Verursacher” zugleich – immerhin werden mehr als 70 Prozent des Klimagases Kohlendioxid in den Städten verursacht. Die möglichen Lösungen sind vielfältig – im Folgenden stellen wir Ihnen Beispiele für Innovationen vor, die dem Klimawandel in den Städten den Kampf ansagen.

Lösungen gegen schlechte Luft in Städten

Das Dresdner Unternehmen Green City Solutions hat sich der Verbesserung der Luftqualität in Städten verschrieben. Sein Ziel möchte das Unternehmen mit dem CityTree – dem weltweit ersten Bio-Tech-Filter zur nachweisbaren Verbesserung der Luftqualität – erreichen. Der mehrere Meter hohe Filter besteht aus verschiedenen Moosarten und ist auf einer Bank montiert. Eine spezielle Technik bestimmt den optimalen Standort des Filters und eine im CityTree integrierte Technologie-Infrastruktur misst die Umweltleistung. Die verschiedenen Moosarten binden Umweltgifte wie Feinstaub und Stickoxide, während sie gleichzeitig Sauerstoff produzieren. Zudem sorgt die deutlich größere Verdunstungsfläche für einen enormen Kühlungseffekt. In Oslo, Paris, Dresden und Hongkong waren die CityTrees bereits im Einsatz.

Die Luftverschmutzung in Städten zu reduzieren, ist auch das Ziel des “smog free project”, angeführt von Daan Roosegaarde, einem niederländischer Künstler und Gründer des Studio Roosegaarde. Neben dem smog-free-tower und dem smog-free-ring, ist nun auch das smog-free-bicycle ein Teil des Projektes. Vor dem Lenker eines Fahrrades wird ein Luftreinigungsfilter montiert – inspiriert vom Mantarochen, der seine Nahrung durch Wasser filtert. Das Fahrrad reinigt die Luft – quasi nebenbei. Der Filter inhaliert verschmutze Luft, reinigt sie und gibt saubere Luft an den Fahrer ab. Das Projekt wurde zusammen mit ofo, Chinas führendem Bike-Sharing-Anbieter, entwickelt und zum World Economic Forum in Dalian, China präsentiert.

Einige Großstädte haben zudem bereits selbst erkannt, dass es Zeit ist, umzudenken – unter ihnen die Millionenmetropole Paris. Straßen werden verkleinert, Bürgersteige und Plätze vergrößert, Straßen am Seineufer für Fußgänger reserviert, Diesel- und Benzinautos langsam aus der Stadt verbannt und die Stadt begrünt. Im Rahmen des 2014 gestarteten Begrünungsprogrammes wurden 15.000 neue Bäume im Stadtgebiet gepflanzt – Tendenz steigend. Mehr als 100 Hektar auf Dächern, an Fassaden und Mauern sollen bis zum kommenden Jahr bepflanzt sein, bis 2024 außerdem rund 54 Hektar Stadtfläche. Mehr Grün soll Schatten und Kühlung bringen. Zusätzlich zu neu geschaffenen Grünflächen, werden die Pariser auch animiert, selbst tätig zu werden. Brachflächen werden zu Gemeinschaftsgärten umfunktioniert und die Stadtbewohner können einen „Schein zu Begrünung“ von öffentlichen Flächen beantragen – wer anpflanzt, muss mit anderen Gärtnern die Ernte teilen; weiterhin ist der Einsatz von Pestiziden verboten.

Vor dem Hintergrund, dass wir die Ausmaße des Klimawandels immer stärker zu spüren bekommen – vor allem in Städten – werden in den kommenden Jahren wohl viele Innovationen den Markt erobern und weitere Städte Paris’ Beispiel folgen.

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