„Biogas ist ein Multitalent!“ – Im Gespräch mit Biogas-Pionier Oliver Nacke

Das Crowdfunding für die nachhaltige Biogasanlage der Biogas Dannemann GmbH und Co. KG im niedersächsischen Bassum ist in der letzten Woche erfolgreich bei Econeers gestartet. Die Anlage produziert Biogas, das in zwei angeschlossenen Blockheizkraftwerken zur Stromerzeugung genutzt werden soll. Der produzierte Strom wird ins Netz eingespeist und bis 2026 nach den Vergütungssätzen des EEG gefördert.

Dipl.-Ing. Oliver Nacke, Jahrgang 1970, beschäftigt sich seit 25 Jahren mit der Erzeugung von Biogas und hat sich die Technologie zur Lebensaufgabe gemacht. 1998 gründete der Bauingenieur für Wasser- und Abfallwirtschaft das Unternehmen Archea, mit dem er ein Jahr später die erste Biogasanlage in Rinteln in Niedersachen realisierte. Seit dem Börsengang der Archea Biogas N.V. im Jahr 2007 baut das Unternehmen Biogasanlagen in acht Ländern, darunter Deutschland, Italien, Indien, Kuba und Brasilien.

Durch die Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Geschäftspartner Bernd Diekmann bei der Archea Biogas N.V. wurde im Oktober 2010 die „BiogasPark Deutschland GmbH“ gemeinsam gekauft, in der Oliver Nacke als geschäftsführender Gesellschafter die Bereiche Forschung, Technik und Entwicklung verantwortet. Bei der Biogas Dannemann GmbH & Co. KG, der Betreibergesellschaft der Biogasanlage in Bassum, ist Oliver Nacke gemeinsam mit Bernd Diekmann als Geschäftsführer tätig. Im Econeers-Bloginterview steht uns der Biogaspionier Oliver Nacke Rede und Antwort.

Econeers: Lieber Herr Nacke, Sie sind seit über 20 Jahren im Bereich Biogas aktiv. Wie kam es zu Ihrer Begeisterung für Biogas und für erneuerbare Energien?

Nacke: Seit meiner Jugend bin ich im Naturschutz aktiv und auf der Suche, mein Hobby zum Beruf zu machen, sah ich in der Biogastechnologie das größte Potential. Später hatte ich die Möglichkeit, durch die Entwicklung verschiedener Techniken, Biogasanlagen effizienter zu gestalten. Aus meiner Leidenschaft für die saubere Biogas-Technologie gründete ich Ende der 90er-Jahre Archea. Mittlerweile bauen wir mit Archea Biogasanlagen in acht Ländern der Welt und beschäftigen 76 Mitarbeiter. Mit unserer Expertise im Bereich Biogas möchten wir die Anlagen so leistungsfähig wie möglich gestalten und so zur Erhaltung einer sauberen Umwelt beitragen.

Econeers: Warum haben Sie sich für den Kauf der Biogasanlage in Bassum entschieden? Was ist das Besondere an der Anlage?

Nacke: Jan Dannemann kenne ich nun seit neun Jahren und habe ihn als verlässlichen, gewissenhaften und ehrlichen Partner schätzen gelernt. Im Grunde war dies der Hauptgrund. Seine Betriebsgröße und sein Netzwerk zu anderen Landwirten der Region sichert mir eine nachhaltige Versorgung der Biogasanlage.

Econeers: Warum ist Biogas aus Ihrer Sicht für die Herausforderungen der Energiewende gut geeignet? Wo liegen die Vorzüge des Energieträgers?

Nacke: Biogas ist ein Multitalent! Ich kann das Biogas speichern und in bedarfsgerechten Strom und Wärme umwandeln, kann damit ein Auto fahren, es als Erdgasersatz über das vorhandene Erdgasnetz vermarkten oder sogar als Flüssiggas in Flaschen verkaufen. Nebenbei werden Abfälle wie Gülle und Mist in wertvollen organischen Dünger veredelt.

Econeers: Dennoch ist Biogas ein vieldiskutiertes Thema in Deutschland. Vor allem die Verwertung von nachwachsenden Rohstoffen in Biomasseanlagen, stößt häufig auf Kritik. Wie begegnen Sie als Biogasexperte diesen Vorbehalten?

Nacke: Ich bin selber kein Freund vom Mais. Aber wie soll ich Banken erklären, dass wir Wildblumen anbauen? Wie soll ich den Verpächtern der landwirtschaftlichen Flächen erklären, dass ich Dauergrünland anlegen möchte! Mais ist züchterisch vom Kosten/Nutzen-Verhältnis am weitesten entwickelt. Zudem achten wir auf einen nachhaltigen Anbau, indem wir sogenannte Untersaaten wie z. B. Klee oder Gräser verwenden. Dadurch vermeiden wir Monokulturen und tragen zum Boden- und Grundwasserschutz bei. Darüber hinaus haben wir einen Kodex, nach dem wir für jeden Hektar Mais zehn Prozent Ausgleichsflächen wie z.B. Blühstreifen am Wegrand um Maisfelder oder Grünland, Wildblumenfelder oder Leguminosen schaffen. Kleine Schritte, die aber ohne Biogas gar nicht in der aktuellen Landwirtschaft durchsetzbar wären. So können wir neben der Erzeugung erneuerbarer Energie auch ein Beitrag zum Naturschutz leisten.

Econeers: Aus welchen drei Gründen sollten Investoren in Ihre Anlage investieren?

Nacke: 

  1. Die Nachhaltigkeit des Projektes: Mit der Anlage können wir klimafreundlichen Strom für über 700 Haushalte produzieren. Damit leistet sie einen aktiven Beitrag zur Energiewende in Deutschland. Das Projekt zeigt außerdem, wie gut zukunftsfähige, saubere Energiegewinnung und Landwirtschaft zusammenpassen.
  2. Wir bieten den Investoren eine sehr attraktive Rendite mit einem effektiven Jahreszins von 6,86 Prozent. Ein weiteres Argument ist sicherlich die jährliche Tilgung des Investments. Dadurch erhalten Investoren jedes Jahr zehn Prozent des eingezahlten Betrages zurück, so dass Sie bereits nach fünf Jahren die Hälfte Ihres Geldes plus Zinsen wieder zur Verfügung haben.

  3. Anlagenbauer und der Landwirt arbeiten beim Betrieb der Anlage Hand in Hand. Gemeinsam mit den Investoren verfolgen wir ein Ziel: die effiziente und umweltfreundliche Energieerzeugung in der Region!

Econeers: Warum haben Sie sich für Crowdfunding als Finanzierungsform entschieden?

Nacke: Weil gerade Crowdfunding heute eine der modernsten Finanzierungsmöglichkeiten ist und die Banken sich bei der Finanzierung der notwendigen Energiewende leider sehr bedeckt halten. Wir glauben an die Energiewende in Bürgerhand, denn die Politik tut sich in der Umsetzung viel zu schwer. Durch Crowdfunding können viele mit kleinen Beiträgen etwas Großes bewegen!

Econeers: Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp für unsere Leser, wie Sie jeden Tag einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz bzw. zur Energiewende leisten können?

Nacke: Kaufen Sie regional die wichtigsten Lebensmittel: Milch, Obst, Gemüse und (wenn nötig) Fleisch. Das liegt mir am meisten am Herzen.

Econeers: Herr Nacke, vielen Dank für Ihre spannenden Antworten. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung des Projekts und für Ihr Crowdfunding bei Econeers.

Damit die Biogasanlage in Bassum ihren Betrieb aufnehmen kann, müssen bis zum 31. Mai 2014 mindestens 500.000 Euro von der Crowd investiert werden. Mit Ihrem Investment setzen Sie ein Zeichen für klimafreundliche Energie und gegen Kohle-, Atomstrom und Fracking! Lassen Sie das Projekt Wirklichkeit werden!

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2 Comments

  1. Aus Gras mach Gas: Neue Lösungen zur Energiegewinnung von Wärme und Strom | 123energie Blog
    12. Juni 2014

    […] Gegensatz zum Betrieb von Biogasanlagen durch Getreide oder Mais ist für Gras keine extra Anpflanzung nötig, da Grünschnitt beispielsweise in öffentlichen Parks […]

    Antworten
  2. Joachim Hussing
    24. September 2020

    Es war interessant zu erfahren, dass Biogas in einem Alleskönner als Flüssiggas verkauft werden kann. Ich bin auf der Suche nach einer neuen Energiequelle, die ich nutzen kann. Ich werde den Einsatz von Flüssiggas in Betracht ziehen.

    Antworten

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