Der Sonne entgegen

Ob im Kleinen im eigenen Haus oder im Großen in riesigen Solarparks: Strom aus Sonnenkraft boomt – nicht nur in Deutschland. Rund um den Globus setzen immer mehr Menschen auf die grüne Energie.

Das größte Sonnenkraftwerk der Welt entsteht in Marokko. In der Wüstenstadt Ouarzazate gingen mit Nooro 1 bereits im Februar vergangenen Jahres 160 Megawatt ans Netz. Nooro 2 soll auf 200 Megawatt kommen. Beide Solarparks bestehen aus Parabolspiegelreihen, die das Sonnenlicht gebündelt auf Rohre leiten. Die darin zirkulierende Wärmeträgerflüssigkeit erhitzt einen Wasserdampfkreislauf, der eine Turbine antreibt. Mit Nooro 3 hingegen entsteht ein 150-Megawatt-Solarturm. Tausende Einzelspiegel bündeln die Strahlungsenergie und reflektieren sie auf ein Empfängermodul, das an der Spitze des über 240 Meter hohen Turms sitzt. Die so absorbierte Energie wird über einen Dampfkreislauf an das Photovoltaikkraftwerk (Nooro 4) weitergegeben.

2019 soll der Nooro-Komplex fertig sein. Dann versorgen die insgesamt 580 Megawatt Leistung etwa 1,3 Millionen Marokkaner mit Strom – und sparen dabei jedes Jahr 800.000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid (Co2) ein. Gefördert wird das Projekt unter anderem von der KfW, die den Solarkomplex in Ouarzazate als Möglichkeit sieht, der kohlenstoffarmen und damit klimafreundlichen Zukunftstechnologie Solarstrom auf Kraftwerksebene zum Durchbruch zu verhelfen. Und zwar nicht nur in Nordafrika. Zwar soll der im Nooro-Komplex erzeugte Strom zunächst den Bedarf des Landes decken. Das Projekt beflügelt jedoch die Vision, eines Tages saubere Sonnenenergie aus der Sahara nach Europas zu importieren.

Solarstrom auf dem Vormarsch

Tollkühne Solarprojekte entstehen derzeit aber nicht nur im sonnenverwöhnten Afrika. Ob in Australien, in Lateinamerika, sogar im kühlen Deutschland – rund um den Globus richten immer mehr Menschen Solarzellen nach der Sonne aus und nutzen den von ihnen erzeugten grünen Strom ohne schlechtes Gewissen.

Und das ist auch gut so. Denn der Energiehunger der Welt wächst. Etwa 21 Billionen Kilowattstunden (kWh) Strom werden laut CIA World Factbook jedes Jahr weltweit verbraucht. Der Energiebedarf sei seit 1990 um rund 40 Prozent gestiegen – und werde bis 2035 um weitere 30 Prozent ansteigen, schätzen die Experten. Gleichzeitig haben etwa 1,06 Milliarden Menschen noch immer keinen Zugang zu Elektrizität, zeigt der Bericht der UN-Initiative Sustainable Energy for All. Vor allem in den Entwicklungsländern sitzen die Menschen oft im Dunkeln. Strom fehlt aber auch zum Kochen. Gar drei Milliarden Menschen verwenden bei der Nahrungszubereitung statt emissionsarmer Energie Feuer, angeheizt durch Kohle, Holz, tierische Abfälle oder andere Arten von Biomasse. Damit sind sie toxischem, gesundheitsschädlichem Rauch ausgesetzt. Für sie stellt der Strom aus der Sonne eine günstige, vor allem aber schnell verfügbare Variante dar, saubere Energie zu erhalten.

Nicaraguaner setzen auf Sonne

So auch in Nicaragua. Das kleine Land in Mittelamerika ächzt seit Jahrzehnten unter einer ungenügenden Energieversorgung mit permanenten Stromausfällen. Zwar konnte der Anteil der nicaraguanischen Bevölkerung ohne Netzanbindung in den vergangenen Jahren von 40 auf 26 Prozent gesenkt werden. Strom gibt es aber noch immer nur in den Städten und Touristengebieten. Vor allem die Menschen in den Dörfern rund um das Flussdelta des Rio San Juan haben weniger Glück. Viele Dörfer sind noch nicht einmal an das Stromnetz angeschlossen. Und wo Stromleitungen vorhanden sind, sind sie oft defekt. Dank Mikro-Solarmodulen haben auch die Nicas aus den Wäldern des Flussdeltas heute Zugang zu elektrischer Energie. Ihre Module habe sie auf den Dächern ihrer Häuser, aber auch am Ufer des Flusses oder auf Freiflächen aufgestellt. Die so erzeugte grüne Energie nutzen sie zum Kochen und zur Beleuchtung, aber auch, um Fernseher und Mobiltelefon zu betreiben und damit einen Anschluss zu Informationen zu haben. Einen kleinen Solarpark würden sie gerne errichten. Ob das aber unter der kommunistischen Regierung Ortegas möglich ist oder ob die Bauern das als Kooperative selbst in Angriff nehmen müssen, ist noch unklar.

Immerhin: Einen Solarpark gibt es schon in Nicaragua. Im Departement Carazo steht seit 2013 das erste große Photovoltaikkraftwerk Zentralamerikas – finanziert aus japanischen Fördertöpfen. Die 5.880 Solarpanele stellen mit einer Leistung von 1,38 Megawatt heute genug zuverlässige Energie für 1.100 Haushalte bereit. Die intensivere Nutzung der Sonnenenergie ist ein vielversprechender Ansatz, die energetische Situation des Landes zu verbessern – sowohl im Großen mit Solarparks als auch im Kleinen mit einzelnen Solarmodulen.

Effizienzsprung durch Forschung

Die werden – auch dank der weltweit steigenden Nachfrage – immer effizienter. Einen neuen Rekord in puncto Wirkungsgrad konnten die Forscher der japanischen Firma Kaneka im vergangenen März vermelden: Sie entwickelten eine Silizium-Solarzelle mit einem Wirkungsgrad von 26,6 Prozent. Zum Vergleich: Der bisherige Rekord lag bei 25,6 Prozent. Den neuen Rekordwert konnten später auch die Experten vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg verifizieren.

Die immer wieder neuen Effizienzrekorde helfen nicht nur, die Energieausbeute jedes einzelnen Solarmoduls zu erhöhen. Gleichzeitig fallen die Produktionskosten deutlich – so seien laut Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW-Solar) die Kosten für Photovoltaikanlagen in den vergangenen zehn Jahren um über 80 Prozent gesunken. Diese Entwicklung führt dazu, dass sich der Sonnenstrom immer weiter ausbreitet. So auch in Deutschland. Mehr als 1,5 Millionen Solarstromanlagen sind derzeit auf deutschen Dächern installiert. Mit einer Gesamtleistung von über 40 Gigawatt decken sie rund sieben Prozent des Jahresstromverbrauchs ab und versorgen damit mehr als zehn Millionen Haushalte. Allein im vergangenen Jahr gingen laut Bundesnetzagentur etwa 51.900 neue Photovoltaikanlagen ans Netz – Gesamtleistung: 1,52 Gigawatt. Für 2017 wird ein weiteres Marktwachstum im zweistelligen Prozentbereich erwartet, glauben die Experten vom Verband. „Die Solarenergie hat ein riesiges Potenzial, weltweit und in Deutschland, in der kleinen Verbraucheranwendung vor Ort ebenso wie im großtechnischen Verbund mit anderen Energieformen“, glauben die Solarexperten bei BSW-Solar.

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3 Comments

  1. Jörg Müller
    29. April 2017

    Zum Invest der Sonnenhalde schreiben Sie, das die Anlage 1 MW Leistung hat und 1000 kwh produziert….
    Da stimmt wohl etwas nicht.

    Antworten
    1. Ines Becker
      4. Mai 2017

      Lieber Herr Müller,

      vielen Dank für Ihre Nachricht und den freundlichen Hinweis.
      Da hatte sich ein Fehler eingeschlichen. Jetzt sollte alles wieder seine Richtigkeit haben.

      Herzlichst,
      Ines Becker

      Antworten
  2. Alfred Schmidt
    30. Mai 2017

    Es stimmt, was Herr Müller schreibt, denn die Anlage mit einer Leistung von 1MW erzeugt in einer Stunde 1000 kWh Strom, allerdings schreibt man die Einheit mit einem großen W.

    Antworten

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