Keine Kohle für die Kohle – Divestment-Bewegung global auf dem Vormarsch

Global Divestment Day 2015 in Melbourne

Menschenketten, Castor-Blockaden und bunte Großdemonstrationen – Bürgerproteste gegen Atom- und Kohlekraft finden seit Jahrzehnten statt und gestalten sich äußerst vielfältig. Die Divestment-Bewegung, die derzeit auch in Deutschland immer mehr Anhänger findet, setzt sich mit einem neuen Protestansatz für die Energiewende ein. Über die politische Macht des Geldes wollen die Aktivisten Unternehmen dort treffen, wo sie am verwundbarsten sind: Bei ihren Finanzen.

Die Idee ist einfach: Wenn öffentliche Institutionen – Städte und Kommunen, Kirchen und Krankenhäuser – ihr angelegtes Kapital aus alten Energien abziehen, schwindet früher oder später der gesellschaftliche Rückhalt für die fossilen Energiekonzerne. Stattdessen sollen die Gelder nachhaltig investiert werden, so der gedankliche Ansatz der Divest-Unterstützer. „Durch den Abzug von Investitionen (engl. divestment) fechten wir die gesellschaftliche Berechtigung dieser Konzerne an, die ihre Profitgier in skrupelloser Art und Weise auf Kosten der Menschen und des Planeten befriedigen“, heißt es auf Webseite der Kampagne Fossil Free.

Mitte Februar hatte die Klimaschutzorganisation 350.org zum weltweiten „Divestment Day“ aufgerufen. Der Aktionstag sollte ein Weckruf für Privatleute und öffentliche Institutionen sein, die Branche der fossilen Brennstoffe nicht länger finanziell zu unterstützen.

© gofossilfree.org
Einfach aber effektiv: Fossile Investitionen in Erneuerbare umwandeln. © gofossilfree.org

Die Divestment-Bewegung hat ihren Ursprung in den USA. An den Eliteuniversitäten Harvard und Stanford gingen Studierende zuerst gegen die milliardenschweren Beteiligungen der Bildungseinrichtungen an Öl- und Kohlekonzernen auf die Barrikaden – Mit Erfolg: Die Stanford-University machte die Ankündigung, ihre fossilen Investments in Höhe von 18,7 Milliarden Dollar in andere Bereiche zu verlagern. Weitere Einrichtungen folgten dem Beispiel bereits.

Auch in Europa ist Divestment auf dem Vormarsch: Erst letzte Woche wurde bekannt, dass sich die norwegische Hauptstadt Oslo der Bewegung anschließt. Der Pensionsfonds der Stadt teilte mit, seine gesamten Beteiligungen an Kohleunternehmen zu verkaufen und das Geld nachhaltig anzulegen.

Die Stadt Münster in Nordrhein-Westfalen prüft derzeit ebenfalls die Beendigung ihrer fossilen Investments beim Versorger RWE. Laut einem Beschluss des Stadtrates soll Münster künftig nicht mehr von Unternehmen profitieren, „deren Rendite auf ethisch und/oder ökologisch besonders problematischen Geschäftspraktiken beruht.“

Erste Hochschulinitiativen, die die Divestment-Bewegung in Deutschland voranbringen wollen, haben sich in Aachen, Berlin, Freiburg, Heidelberg, Tübingen, Konstanz und weiteren Städten gegründet.

Großinvestoren kehren fossilen Energien den Rücken

Die Divestment-Strategie ist auch bereits bei professionellen Investoren angekommen. So gaben die Erben der Erdöl-Familie Rockefeller im Herbst 2014 recht überraschend bekannt, sich von ihren Beteiligungen an fossilen Unternehmen trennen zu wollen. Starinvestor Warren Buffett tat es ihnen gleich und zog kürzlich mehrere Milliarden Dollar beim Ölkonzern Exxon Mobil ab. Gleichzeitig stockte Buffet seine Investitionen in erneuerbare Energien von 15 auf 30 Milliarden US-Dollar auf. Neben dem ökologischen Nutzen, den grüne Investments stiften, ist es aufgrund fallender Energiepreise für Investoren aktuell schlichtweg auch rentabler, Geld in erneuerbare Energien zu investieren.

Divest als neue Form des Boykotts

Der Entzug von Investitionen mit der Absicht, einzelne Unternehmen, oder in diesem Fall die gesamte fossile Energiebranche zum Umdenken zu bewegen, ist nichts anderes als ein groß angelegter Boykott. Nicht zum ersten Mal werden Boykotte als politisches Druckmittel gegen unethisch handelnde Energiekonzerne eingesetzt. Bisher waren diese aber meist Reaktionen auf konkrete Ereignisse und wurden von den Verbrauchern selbst durch Konsumverweigerung betrieben. Als Shell den schwimmenden Öltank Brent Spar 1995 in der Nordsee entsorgen wollte, straften die Autofahrer das Unternehmen ab, indem sie einen Bogen um dessen Tankstellen machten. Auch BP bekam die Macht der Verbraucher zu spüren, nachdem eine Explosion auf der Bohrplattform Deepwater Horizon im Jahr 2010 zu einer Ölkatastrophe im Golf von Mexiko geführt hatte. Selbst die US-Regierung boykottierte BP, indem sie  keine Aufträge mehr an das Unternehmen vergab.

Jeder kann Teil der Divestment-Bewegung sein

Die Bewegung macht vor allem zwei Dinge deutlich: Geld ist Macht und mit jedem Investment geht auch gesellschaftliche Verantwortung einher. „De-Investitionen“ bei Konzernen wie RWE, E.ON, Exxon Mobil und Co. sind ein deutliches Statement gegen das veraltete, klimaschädliche Energiesystem. Jede weitere Investition in fossile Energieträger verzögert und verteuert die Energiewende. Als Crowdfunding-Plattform für nachhaltige Energieprojekte unterstützt Econeers die Ziele der Divestment-Bewegung. Bereits mit kleinen Investments können Sie bei Econeers konkrete Energiewende-Projekte unterstützen und Ihrem Geld einen ökologischen Sinn geben.

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