Gefahr durch Kohlekraftwerke – Wie der Feinstaub Europa krank macht

Laut einer Studie, die vier internationale Klimaschutz- und Gesundheitsorganisationen diese Woche vorgelegt haben, liegt Europa ständig unter einer Feinstaubglocke, die durch die Abgase von 257 europäischen Stein- und Braunkohlekraftwerken verursacht wird. Dieser Kohlesmog hat fatale gesundheitliche und wirtschaftliche Auswirkungen für die gesamte europäische Bevölkerung. Ähnliche Ergebnisse haben die Wissenschaftler bereits vor drei Jahren in einer ersten Studie veröffentlicht – doch offenbar wurden sie nicht erhört.

Europa liegt permanent unter einer giftigen Feinstaubglocke

„Europe’s dark cloud – How coal-burning countries are making their neighbours sick“ (Europas schwarze Wolke – wie Länder, die Kohle verbrennen, ihre Nachbarn krank machen) – diesen Titel trägt eine neue Studie, die der europäische Gesundheitsverband HEAL gemeinsam mit seinen drei Partnerorganisationen Climate Action Network (CAN) Europe, WWF European Policy Office und Sandbag veröffentlicht hat.
Anhand von Wetterdaten, wie Windgeschwindigkeit, Temperatur und Niederschlag haben die Autoren ermittelt, wie sich die Kraftwerks-Schadstoffe in der Atmosphäre grenzüberschreitend verteilen.
Demnach sind in Europa im Jahr 2013 insgesamt 22.900 Menschen an den Folgen des Kohle-Feinstaubs vorzeitig verstorben, außerdem gehen mehrere Zehntausend Krankheitsfälle von Herzkrankheiten bis zu Bronchitis auf das Konto der Kraftwerke, was Gesundheitskosten von ca. 62,3 Milliarden Euro zur Folge hatte.

Kraftwerks-Emissionen verursachen schwere Krankheiten

Selbst die modernsten Kohlekraftwerke, die mit aufwändiger Filtertechnik ausgerüstet sind, stoßen neben dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) pro Jahr tausende Tonnen an Luftschadstoffen aus, die unerkannt in den menschlichen Organismus gelangen – auch wenn man nicht in unmittelbarer Nähe eines Kohlekraftwerks wohnt. Dazu gehören zum Beispiel Schwefeldioxid, Stickoxide und Quecksilber. „In der Atmosphäre verwandeln sich diese Stoffe in sekundären Feinstaub, verteilen sich wie eine Dunstglocke über den Kontinent und erreichen sehr große Teile der Bevölkerung in Europa“, warnt Julia Huscher von der Gesundheitsorganisation HEAL im Interview mit Klimaretter.info.

Je nach Wetterlage verändert sich die Ausbreitung der Schadstoffwolken, die beispielsweise Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowie Schlaganfälle verursachen können. Vor allem die Entwicklung ungeborener Kinder kann durch die Feinstaubbelastung signifikant beeinträchtigt werden.

In einer 2013 veröffentlichten HEAL-Studie heißt es: „Gesundheitliche Schäden treten bereits bei niedrigeren Schadstoffkonzentrationen auf, als man bisher annahm. Europäische Lungenärzte sind der Meinung, dass der aktuell geltende EU-Grenzwert für Feinstaub in der Luft, der deutlich über der WHO-Empfehlung liegt, keinerlei gesundheitlichen Schutz bietet.“

Deutschland leidet in Europa am meisten unter dem Kraftwerkssmog

Anhand ihrer neuen Studie können HEAL, CAN, WWF und Sandbag nun genau belegen, welches Land die meisten Todesfälle durch Kohlekraft zu verantworten hat: unter allen europäischen Ländern, die Kohlekraft nutzen, richtet Polen (mit 4.690 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr) am meisten Schaden bei seinen Nachbarn an, gefolgt von Deutschland (2.490) und Rumänien (1.660).

Hierzulande gab es im Jahr 2013 3.630 vorzeitige Todesfälle aufgrund des Feinstaubs. In Italien waren es 1.610 und in Frankreich 1.380.

Laut  Ulrich Franck vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig ist in Deutschland besonders die Grenzregion zu Tschechien und Polen stark von der grenzübergreifenden Luftverschmutzung betroffen. Dies erklärte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Der Umweltmediziner war an der HEAL-Studie nicht beteiligt, die darin geäußerte Schätzung von knapp 23.000 vorzeitigen Todesfällen in Europa hält der Wissenschaftler allerdings von der Größenordnung her für realistisch.

Neben gesundheitlichen Schäden richten Braun- und Steinkohlekraftwerke darüber hinaus enorme Schäden am Ökosystem an. Die Verbrennung schwefelhaltiger Kohle kann sauren Regen verursachen, durch den Wälder und Gewässer aus dem Gleichgewicht geraten können.

Nun müssen Konsequenzen folgen

Die aktuelle Studie zeige, dass jedes abgeschaltete Kohlekraftwerk großen, staatenübergreifenden Nutzen sowohl für die Gesundheit als auch für das Klima bringen werde, kommentierte Wendel Trio vom Climate Action Network (CAN) Europe die neuesten Forschungsergebnisse. Nach dem Pariser Klimaschutzabkommen stünden Europas führende Politiker nun umso mehr in der Verantwortung, ihre Anstrengungen zur Stilllegung aller Kohlekraftwerke dramatisch zu verstärken und schnell zu 100 Prozent erneuerbar erzeugter Energie zu gelangen, so Trio.
Ähnlich lautende Empfehlungen richteten die Wissenschaftler bereits vor drei Jahren an die verantwortlichen Politiker. Aber immer noch setzen in Europa jeden Tag 280 Kohlkraftwerke täglich Unmengen an Giftstoffen frei. Allein in Deutschland gibt es noch 16 Braun- und 37 Steinkohlekraftwerke. Diese erzeugten im vergangenen Jahr knapp die Hälfte der verfügbaren Strommenge in Deutschland (Brutto-Strommenge 2015: 41,9 %) und damit minimal weniger als im Vorjahr (2014: 43,8%).

In den vergangenen Jahren hat Deutschland viel zum Ausbau der Erneuerbaren und damit zum Klima- und Gesundheitsschutz beigetragen. Mit Blick auf die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen und die damit verbundenen Fakten wäre es die einzig richtige Entscheidung, den bislang verfolgten Weg konsequent weiter zu gehen und die Abschaltung aller deutschen Kohlekraftwerke schnellstmöglich durchzusetzen. Damit könnten nicht nur die sichtbaren Nebenwirkungen der Kraftwerke, wie die Zerstörung des Landschaftsbildes und des ökologischen Gleichgewichts, sondern auch die unsichtbaren Gesundheitsrisiken durch den Kohlesmog vermieden werden.

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Bildnachweis: Titelbild FreeImages.com/bugdog

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