Im Gespräch mit Michael Richter – So bremst das EEG 2014 Solarprojekte aus

In 14 Tagen endet die Fundingzeit für den Solarpark Langenbogen. Mit einer investierten Summe von rund 380.000 Euro und über 275 Investoren ist er bereits heute das erfolgreichste Solar-Crowdfunding in Deutschland.

Die 2010 in Betrieb genommene Anlage ist wirtschaftlich und profitabel – vor allem dank der garantierten Vergütung, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für jede eingespeiste Kilowattstunde fällig wird. Diese bemisst sich danach, zu welchem Zeitpunkt und zu welchen gesetzlichen Konditionen eine Anlage ans Netz gegangen ist. Für den Solarpark Langenbogen liegt sie bei 28,43 Cent pro Kilowattstunde. Würde der gleiche Solarpark heute seinen Betrieb aufnehmen, wären es nur noch weniger als 10 Cent pro kWh.

Wir haben den Geschäftsführer der Solarpark Langenbogen GmbH & Co. KG, Michael Richter, zum EEG 2014 und seinen Folgen für zukünftige Solarprojekte befragt:

Econeers: Herr Richter, weltweit ist die Solartechnologie auf dem Vormarsch. In diesem Jahr erwarten Experten einen Rekord beim Zubau neuer Photovoltaik-Anlagen. In Deutschland ist von einem Boom hingegen nichts zu spüren. Wie schätzen Sie aktuell die Stimmung in der Solarbranche ein?

Richter: Die Politik hat mit dem EEG 2014 einen weiteren Kniefall vor den großen Energieversorgern gemacht. Aufgrund des hohen administrativen Aufwandes durch komplizierte Ausschreibungsverfahren werden größere Solarparks in Zukunft nur noch für die Energieriesen realisierbar sein. Die deutsche Solarbranche und die privaten Investoren, die den ersten und schwierigsten Teil der Energiewende gestemmt haben, fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Das ist mein Eindruck, der sich in zahlreichen Gesprächen mit Kollegen aus der Branche bestätigt hat.

Econeers: Wie beurteilen Sie die konkreten Auswirkungen des seit August geltenden EEG 2014 für Photovoltaik-Anlagen? Was wird sich in Zukunft ändern?

Richter: Das Gesetz wird die Energiewende spürbar ausbremsen, weil dadurch große Photovoltaik-Anlagen für Privatinvestoren wesentlich unattraktiver werden. Neue Solarparks ab 500 kWp müssen ihren Strom seit 1. August 2014 direkt vermarkten, was die Planbarkeit solcher Projekte deutlich verschlechtert. Spätestens ab 2017 soll die Förderhöhe von Solarparks ausschließlich über Ausschreibungen ermittelt werden. Ausschreibungen sind bürokratisch und bevorzugen die großen Player auf dem Strommarkt. Ausschreibungsmodelle waren international bisher ein Flop. Wir rechnen damit, dass in Zukunft Solarkraftwerke kaum noch in Deutschland, dafür aber verstärkt im Rest der Welt gebaut werden. Bestehende Kraftwerke wie der Solarpark Langenbogen werden aufgrund der hohen Einspeisetarife von Anlegern weiterhin stark nachgefragt werden. Wir planen in der nächsten Zeit weitere, bereits am Netz befindliche Kraftwerke in Deutschland anzukaufen. Die deutsche Solarbranche hat zur Zeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder Solarkraftwerke im Ausland zu bauen oder den weiteren Ausbau von kleineren PV-Anlagen zu forcieren. Aber auch hier hat der Gesetzgeber mit dem EEG 2014 Sand ins Getriebe gestreut, indem er eine EEG Umlage auf Eigenverbrauch für Anlagen ab einer Leistung von 10 kWp eingeführt hat.

Econeers: Langfristig sollen die erneuerbaren Energien ganz ohne EEG-Förderungen auskommen. Durch sinkende Vergütungssätze wird eine Direktvermarktung bereits heute zur Option. Wie beurteilen Sie diese Möglichkeit? Wird es in Zukunft noch wirtschaftlich attraktiv sein, einen Solarpark zu bauen?

Richter: Aufgrund der Änderungen des EEG 2014 rechnen wir aus heutiger Sicht bei zukünftigen deutschen Solarprojekten mit einem etwas geringeren Renditeniveau als noch beim Solarpark Langenbogen. Die Möglichkeit zur Direktvermarktung kann die Rentabilität eines Solarparks natürlich noch steigern, jedoch nicht mit einer solchen Sicherheit wie mit einer gesetzlich garantierten Einspeisevergütung. Schnellentschlossenen können wir daher nur empfehlen die Chance zu nutzen und noch in den verbleibenden 14 Tagen in den Solarpark Langenbogen zu investieren.

Econeers: Planen Sie die Crowd auch bei zukünftigen Projekten wieder miteinzubeziehen?

Richter: Unser Ziel ist es, möglichst vielen Personen die Möglichkeit zu geben „Teil der Energiewende” zu werden.  Wir haben in den letzten Monaten sehr positive Erfahrungen mit der Crowd und Econeers gemacht und bereits 275 neue Investoren gewinnen können. Aus diesem Grund planen wir auch in Zukunft, bereits am Netz befindliche Solarparks zu kaufen und über Econeers mit Hilfe privater Investoren zu refinanzieren.

Econeers: Vielen Dank für Ihre spannenden Antworten, Herr Richter. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg auf den letzten Metern Ihres Crowdfundings!

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