Papair-Gründer: „Wir bieten die Lösung für eines der größten Probleme unserer Zeit.”

Die Zahl ist gigantisch: 26 Millionen Tonnen Plastikmüll fallen in Europa jährlich an. Nun könnte man meinen, dass das Ganze nicht so schlimm sei. Schließlich werfen wir unseren Plastikmüll ordentlich in die Gelbe Tonne, sodass er recycelt werden kann. Die Wahrheit ist aber: Weniger als ein Drittel des in Europa produzierten Plastikmülls wird wiederverwertet. Der Rest wird verbrannt, gelagert oder sogar in andere Länder exportiert. Wer umweltbewusst denkt, der sollte sich also damit beschäftigen, wie Plastikmüll vermieden werden kann. Drei junge Männer aus Hannover machen es vor. Fabian Solf (v.l.), Christopher Feist und Steven Widdel haben im vergangenen Jahr Papair gegründet. Mit ihrem jungen Unternehmen bringen sie eine nachhaltige Alternative zur Plastik-Verpackung auf den Markt – und revolutionieren so den wachsenden E-Commerce-Bereich. 

Econeers: Hallo ihr Drei! Jeder von uns kennt das: Wer ein Päckchen bekommt, der bekommt auch Unmengen Verpackungsmüll gratis mit dazu. Oft besteht dieser Müll auch noch aus Plastik. Wie schlimm ist dieses Problem wirklich?

Christopher: Hallo Econeers, genau, ihr habt das Problem schon richtig erkannt. Um euch mal ein Beispiel zu geben: In Deutschland wurden im vergangenen Jahr ca. vier Milliarden Pakete zugestellt und in nahezu jedem dieser Pakete befanden sich Packmittel, um das Produkt zu schützen. Oftmals sind diese Packmittel aus Kunststoff und dann passiert genau das, was ihr bereits erwähnt habt, im Paket ist mehr Müll als alles andere. Bisher landeten weltweit schon über 3,3 Milliarden Tonnen Plastik-Verpackungsmüll in unserer Umwelt. Wir wollen mit unserem Produkt einen Beitrag dazu leisten, den Einsatz von unnötigen Kunststoff im Versandhandel zu minimieren. 

Econeers: Genau an dieser Stelle kommt eure Erfindung ins Spiel. Doch bevor wir darauf näher eingehen, zunächst die Frage: Wie kam es, dass ihr euch überhaupt mit Verpackungsmüll auseinandergesetzt habt?

Fabian: Die Idee zur Luftpolsterfolie aus Papier ist in einem Gespräch mit meiner Mutter aufgekommen. Sie arbeitet in der Leuchtmittelindustrie. Dort wurden von den Kunden kunststofffreie Verpackungslösungen gefordert. Außerdem habe ich das Problem der Unmengen von Kunststofffolien bzw. Papiermengen auch bei meinen eigenen Paketen festgestellt. Durch meine Arbeit am Institut für Entrepreneurship der HAWK Hildesheim konnte ich die Idee im Rahmen eines Gründungsseminars weiter verfolgen und letztlich zusammen mit Christopher und Steven in die Tat umsetzen. Ich habe zunächst mit Christopher das Projekt gestartet und gemeinsam haben wir uns dafür entschieden, Steven mit ins Team zu holen, um unsere Kompetenzen zu erweitern. 

Econeers: Kommen wir zu eurem Produkt. Ihr habt eine Luftpolsterfolie aus 100 % recyclebarem Papier entwickelt. Das klingt so einfach, warum ist da noch niemand eher darauf gekommen? 

Fabian: Auf die Idee grundsätzlich ist tatsächlich schon einmal jemand gekommen. Bereits im Jahr 1960 wurde ein Patent eingereicht, welches neben der konventionellen Folie aus Kunststoff auch eine Variante aus Papier beinhaltete. Das Produkt wurde jedoch nicht weiter verfolgt und hatte niemals die Chance, auf den Markt zu kommen. Die papierverarbeitende Industrie ist zugegebenermaßen auch nicht gerade von Innovation geprägt und neue Produktideen sind eher selten. Der Grund dafür ist, dass der Markt von Kartonagen und Wellpappe, auch getrieben vom wachsenden E-Commerce-Handel, stetig wächst. Damit besteht scheinbar keine Veranlassung, neuartige Produkte zu entwickeln. Davon abgesehen ist die Industrie sehr kapitalintensiv, was es neuen Unternehmen schwer macht.  

Econeers: Euer Unternehmen gibt es erst seit Juli 2020. Trotz der knappen Zeit habt ihr schon so viel erreicht. Was waren bisher eure größten Meilensteine?

 Steven: Wir haben im Juli 2020 die Papair GmbH gegründet und damit den Grundstein für unser unternehmerisches Handeln gelegt. Als großer Meilenstein unserer noch jungen Unternehmensgeschichte lässt sich zweifelsohne die Einreichung unseres Patents nennen. Das Patent stellt die Grundlage unseres Geschäftsmodells dar und ist für die erfolgreiche Umsetzung unseres Lizenzmodells unabdingbar. Auch die ersten Versuche in einem Technikum sind für uns ein großer Schritt nach vorn gewesen, da dort die technische Umsetzung unseres Patents erstmals gezeigt werden konnte. Selbstverständlich ist auch die Crowdinvesting-Kampagne in Zusammenarbeit mit euch ein Meilenstein für uns, denn mit dem Kapital können wir die Versuche abschließen und die Erkenntnisse in unsere Pilotanlage einfließen lassen. 

Econeers: Ihr habt das Produkt entwickelt, aber werdet ihr die Luftpolsterfolie künftig auch selbst produzieren und wenn ja, wo genau lasst ihr sie produzieren? 

Christopher: Wir werden die Luftpolsterfolie aus Papier selber produzieren und zusammen mit strategischen Partnern in Vertrieb und Logistik in den Markt einführen. Wir befinden uns aktuell auf der Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort, an dem wir unsere erste Produktionsanlage aufbauen und das weitere Wachstum abbilden können. 

Econeers: Die Produktion ist die eine Sache, doch ihr wollt natürlich auch, dass eure Erfindung bald überall zum Einsatz kommt. Mit welchen Schritten werdet ihr den Verpackungsmarkt erobern? 

Steven: Wir werden nach der Anschaffung und Inbetriebnahme unserer Pilotanlage in der Lage sein sowohl Bogenware, Rollenware, als auch Luftpolsterversandtaschen anbieten zu können. Durch die Kostenneutralität zu vergleichbaren Produkten aus Kunststoff, gepaart mit dem weiter steigenden Bewusstsein für nachhaltige Packmittel, werden wir unsere Produktionskapazitäten kontinuierlich erweitern. Damit können wir auch größere Kunden für uns gewinnen. Mit der steigenden Diversifizierung unseres Produktportfolios wollen wir für möglichst viele Einsatzbereiche eine nachhaltige Variante zur Verfügung stellen. Außerdem wollen wir durch eine gezielte Marketingstrategie eine Sogwirkung auf der Konsumentenseite erzeugen, denn Studien zufolge fordern bereits jetzt 85 % der Endverbraucher eine nachhaltige Verpackung ihrer Sendungen. 

Econeers: Eine eurer Strategien ist es, mit Marketing die Endkunden anzusprechen, damit die Unternehmen, die eure Luftpolsterfolie verwenden sollen, in Zugzwang kommen. Warum, glaubt ihr, ist das ein vielversprechender Weg? 

Christopher: Für die Unternehmen ist das Feedback ihrer Kunden ein wichtiger Indikator. Wenn die Kunden bereits auf das Unternehmen zugehen und nachhaltige Verpackung von Papair fordern, ist dies ein starkes Argument für uns. Deshalb ist es sehr wichtig, für Konsumenten sichtbar zu sein. Unternehmen mussten sich vorher immer zwischen einem günstigen Preis und Nachhaltigkeit entscheiden. Mit unseren kostenneutralen Produkten ist die Entscheidung für eine Veränderung für Unternehmen einfacher.  

Econeers: Ihr habt bereits ein Patent auf den Herstellungsprozess angemeldet. Welche Sicherheiten gibt euch das?

Fabian: Wir haben das Patent im Februar 2021 beim Deutschen Patent- und Markenamt eingereicht und es befindet sich derzeit noch in Prüfung. Bevor wir das Patent eingereicht haben, wurde im Rahmen des Förderprogramms WIPANO, welches durch das Bundesministerium für Wirtschaft getragen wird, eine umfangreiche Patentrecherche durchgeführt. Wir haben WIPANO erhalten und sind dementsprechend sehr zuversichtlich, dass uns das Patent erteilt wird. Auch Gespräche mit Experten der Branche bestätigten uns dieses Bild. Grundsätzlich steht das Patent im Mittelpunkt unserer Geschäftstätigkeit, da wir uns dadurch einen Prozess schützen lassen, mit dem wir das Produkt stets günstiger als mit herkömmlicher Verfahrenstechnik herstellen können. 

Econeers: Über Econeers möchtet ihr 300.000 Euro einsammeln. Welche Ziele möchtet ihr mithilfe des Kapitals erreichen?

Christopher: Mithilfe des Kapitals von Econeers werden wir unsere Produktentwicklung abschließen können. Das heißt, unser Prozess ist exakt definiert und unser Produkt wurde durch Prüflabore untersucht. Es wurden beispielsweise Kennwerte für die Polsterung oder Festigkeit ermittelt. Außerdem können wir unsere patentrechtlichen Schutzrechte auf wichtige Länder des europäische Auslands erweitern. Abschließend werden wir mit dem Kapital unsere Pilotanlage mitfinanzieren, um den Markteintritt vollziehen zu können.  

Econeers: Bitte fasst für unsere Leser noch einmal kurz zusammen, warum sie sich ein Investment in Papair keinesfalls entgehen lassen sollten.

Christopher: Die Verpackungsindustrie ist ein stetig wachsender Milliardenmarkt und bietet extreme Potenziale. Gerade durch den E-Commerce wird dieser Markt immer größer. Papair kann mit einem wirklich nachhaltigen Produkt das große Problem des Plastikmülls in dieser Branche anpacken und bietet damit Lösungen für eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Außerdem können Sie mit Ihrem Investment dafür sorgen, dass in Zukunft kein unnötiger Plastikmüll mehr entstehen muss. 

Econeers: Und letzte Frage: Plastikmüll entsteht natürlich nicht nur beim Versand von Paketen. Habt ihr noch einen Tipp, wie man Plastik im Alltag besser vermeiden kann?

Fabian: Man sollte am besten schon beim Einkaufen darauf achten und Produkte kaufen, die nicht in Plastik eingepackt sind. Uns ist bewusst, dass es für viele Produkte keine echte Alternativen gibt, aber dann sollte man sich die Frage stellen, ob man das Produkt wirklich braucht. Optimal eignen sich dafür natürlich Unverpackt-Läden, bei denen die Produkte lose im Regal liegen und man seine eigenen Mehrwegbehälter mitbringen kann. 

Econeers: Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen euch einen gepolsterten Fundingstart!  

Papair: Vielen Dank! Wir freuen uns drauf!

 

Warnhinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen.

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