Meinung: Warum grüne Startups jetzt unsere Unterstützung brauchen

Niemand kann mehr wegschauen, niemand kann das Thema ausblenden. Der Klimawandel und seine Folgen sind allgegenwärtig. Hitzewellen, Waldbrände und schmelzendes Eis zeigen, wie schnell die Erderwärmung voranschreitet. Erst vor ein paar Monaten hat die Welt-Meteorologie-Organisation WMO eine Bericht veröffentlicht, der wachrütteln muss. Die Rekorde sprechen für sich: Nie zuvor seit Beginn der Messungen waren der CO2-Gehalt der Luft größer, die Ozeane wärmer und der Meeresspiegel höher als im vergangenen Jahr. Grönland büßte Eis ein, Indien und Japan erlebten Hitzewellen und über die verheerenden Brände in Australien werden wir wohl noch jahrelang sprechen. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. 2019 war auch ein Jahr des Aufbruchs. Die Fridays-for-Future-Bewegung rückte den Klimaschutz in den Fokus der breiten Öffentlichkeit. Und auch in der Wirtschaft ist das Thema längst angekommen, vor allem bei den jungen Firmen. Denn wer innovativ sein möchte, wer zukunftsfähige Geschäftsmodelle entwickeln will, der muss sich heutzutage daran messen lassen, wie nachhaltig seine Idee ist. Die gute Nachricht: Grüne Startups sind auf dem Vormarsch – und verlassen mehr und mehr ihr Nischendasein.

Grüne Startups kurbeln die deutsche Wirtschaft kräftig an

Wie sehr grüne Startups gerade boomen, zeigt der aktuelle Green Startup Monitor, den der Bundesverband Deutsche Startups gemeinsam mit dem Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit herausgegeben hat. Demnach können inzwischen 21 Prozent aller deutschen Startups als grün eingestuft werden, weil sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen konkreten Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten. Zwar sind grüne Startups genauso wachstums- und gewinnorientiert wie nicht-grüne Jungunternehmen, doch sie schaffen zusätzlich einen gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert. In der Studie verstecken sich noch mehr interessante Fakten. Grüne Startups blicken zum Beispiel besonders optimistisch in die Zukunft. So sind ihre Erwartungen für die Geschäftslage der kommenden Monate etwas besser als bei nicht-grünen jungen Firmen und viel besser als bei der etablierten Wirtschaft. Außerdem sehen sich grüne Startups als besonders innovativ an und beteiligen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufiger mit echten Anteilen an ihrem Unternehmen. Mit 22 Prozent haben grüne Startups zudem eine deutlich höhere Gründerinnenquote als nicht-grüne junge Firmen (13 Prozent). Doch die Untersuchung legt auch ein großes Problem offen: Die Kapitalbeschaffung ist für grüne Gründer eine riesige Herausforderung. 

VC-Geber und Business Angels zögern bei grünen Startups 

Jedes dritte grüne Startups befindet sich in der sogenannten Seed Stage, also in einer Phase seiner Unternehmensentwicklung, in der Kapital besonders dringend benötigt wird, um der grünen Idee zum Erfolg zu verhelfen. Und genau da fangen die Probleme an. Denn laut dem Green Startup Monitor werden die grünen innovativen Jungunternehmen erkennbar weniger häufig durch Business Angels und Venture Capital finanziert als nicht-grüne Startups. Besonders deutlich wird der Unterschied, wenn es um sehr innovative Startups geht: Während sich 31 Prozent der nicht-grünen sehr innovativen Startups bereits mithilfe von Business Angels und 23 Prozent durch Venture Capital finanziert haben, trifft dies auf nur 18 Prozent bzw. 9 Prozent der sehr innovativen grünen Startups zu. Dementsprechend sieht auch jedes zweite grüne Startup die Beschaffung von Kapital als größte Herausforderung für das Unternehmen an.

Grund für Zurückhaltung: Fehlende Fachexpertise der Investoren

Die Studie liefert aber nicht nur diese alarmierenden Zahlen, sondern auch Gründe dafür. So könnte die Zurückhaltung der Investoren daran liegen, dass sie über zu wenig Fachexpertise in Bezug auf grüne Geschäftsmodelle verfügen. Eine weitere Ursache: Einige Investoren schreiben grünen Startups ein höheres Risiko zu. Hauptsächlich geht es also um nicht vorhandenes Wissen – und um Vorurteile. Und nun? Ohne Kapital keine Entwicklung. Grüne Startups brauchen gerade jetzt mehr Unterstützung. Sie brauchen Geld, um ihre Ideen voranzubringen, sie brauchen Investoren, die an sie glauben. Das ist nicht nur für die Unternehmen selbst sehr wichtig, sondern für uns alle. 

Denn die Bedeutung der Green Economy wächst. Der im Dezember 2019 von der EU-Kommission vorgelegte Green Deal sieht vor, dass Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden soll. Ohne saubere Produkte und neue Technologien ist es kaum denkbar, dass dieses Ziel erreicht wird. Ein weiteres Beispiel: Mittlerweile engagiert sich eins von vier grünen Startups im Bereich nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft. Gerade diese jungen Wachstumsunternehmen sind High Potentials, wenn man an das Ziel der Bundesregierung denkt, die ökologisch bewirtschaftete Fläche bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. 

Crowdinvesting ist bei grünen Startups beliebt 

An diese Punkte sollten auch VC-Geber und Investoren denken, wenn sie sich mit grünen Startups beschäftigen. Es bleibt zu hoffen, dass sich Kapitalgeber künftig besser informieren, sich Wissen aneignen und so ihre Scheu vor Investments in grüne Startups verlieren. Derweil werden grüne Gründer auch nach anderen Formen der Kapitalbeschaffung suchen. Dieses Themenfeld wurde ebenfalls im Green Startup Monitor untersucht. Ein Wort taucht in diesem Zusammenhang immer wieder auf – Crowdinvesting. Für 22 Prozent der grünen Startups ist dies sogar die bevorzugte Finanzierungsquelle. Das heißt: Dank Crowdinvesting und dank der vielen Kleinanleger können nachhaltige Ideen weitergedacht und nachhaltige Geschäftsmodelle vorangetrieben werden. In Zukunft wird es also noch viel mehr spannende Crowdinvesting-Kampagnen geben – auch auf Econeers. 

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