Saatgutkonfetti: „Uns hat schon jahrelang gestört, wie viele Tonnen Müll beim Karneval produziert werden“

Dass der Karneval dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen ist, erschütterte viele Narrenherzen sehr. Fakt ist jedoch, dass damit ganze 700 Tonnen Müll, die allein in der Zeit von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch jährlich anfallen, eingespart wurden. Dies verrieten die kommunalen Abfallbetriebe aus den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz. Wichtiger Bestandteil der Paraden ist natürlich das farbenfrohe Konfetti, welches meist noch Wochen später an den Straßenrändern zu finden ist. Leider bestehen die kleinen, bunten Schnipsel großteils aus Plastik und belasten dadurch unsere Umwelt. Doch deswegen soll der Spaß nicht vorbei sein. Ein Startup aus Kassel hat eine umweltfreundliche Alternative zum herkömmlichen Konfetti entwickelt, über die sich sogar die Natur freut.

Econeers: Hallo Philip, Katja und Christoph, ihr habt Konfetti auf eine neue Stufe gehoben: vollständig kompostierbar und mit Samen versetzt – was brachte euch auf diese sowohl schöne als auch nachhaltige Idee?

Philip Weyer: Christoph und ich sind beide aus Köln. Da ist Karneval natürlich immer wieder mal Thema. Uns hat schon jahrelang gestört, wie viele Tonnen Müll bei so einem schönen Fest produziert werden. Gerade auch das geworfene Konfetti hinterließ noch wochenlang Rückstände. Gleichzeitig gab es immer mehr Nachrichten über das Artensterben. Das ging mir nahe. Ich hatte deshalb angefangen, Saatgut in Kassel auszustreuen. Irgendwann habe ich mich gefragt, ob ich die zwei Probleme nicht gleichzeitig anpacken kann. Das Ergebnis war Saatgutkonfetti. Es fing als Wochendprojekt an, wurde zum Uniprojekt und letztendlich zum Startup.

Econeers: Wie habt ihr euch kennengelernt und wie kam es, dass ihr gemeinsam ein Startup gegründet habt?

Katja Filippenko: Philip und Christoph sind gemeinsam zur Schule gegangen. Durch gemeinsame Bekannte habe ich die beiden kennengelernt. Chris und ich waren von Saatgutkonfetti begeistert, sodass wir drei beschlossen, aus dem Studentenprojekt unser Startup zu gründen.

Econeers: Die Corona-Pandemie stellt insbesondere junge Unternehmen vor große Herausforderungen. Viele Veranstaltungen wurden abgesagt, was für euch bestimmt auch einen Wegfall des Absatzes bedeutet. Wie erging es euch in der Krise bisher?

Christoph Trimborn: Natürlich war es sehr schade, dass so viele Veranstaltungen – insbesondere Karneval – abgesagt wurden. Sehr wahrscheinlich hätten wir sonst mehr Saatgutkonfetti verkaufen können. Trotzdem können wir recht zufrieden auf das Jahr 2020 und den Beginn dieses Jahres zurückblicken. 

Econeers: Ihr hattet geplant, über ein Crowdfunding 5.000 € einzunehmen. Am Ende waren es fast 30.000 €. Wart ihr überrascht, auf so viel Resonanz zu stoßen?

Philip Weyer: Ja, auf jeden Fall haben wir nicht mit solch einer Summe gerechnet. Es war so schön zu sehen, wie viel Begeisterung und Unterstützung wir erhielten. Die Resonanz bestärkte uns noch mehr, Saatgutkonfetti und unsere Vision dahinter voranzutreiben.

Econeers: Wofür habt ihr die eingenommene Fundingsumme hauptsächlich genutzt?

Katja Filippenko: Mit der Fundingsumme konnten wir es ermöglichen, die Produktionsstätte in Kassel auszubauen. Außerdem konnten wir unser Konfetti-Team erweitern, um so noch mehr Konfetti herzustellen. 

Econeers: Gebt uns einen Einblick: Wie viele Mitarbeiter arbeiten bereits hinter den Kulissen und wie sieht bei euch ein normaler Arbeitstag aus?

Philip Weyer: Es arbeiten ca. 25 Mitarbeiter:innen – oder von uns auch Konfettis genannt – hinter den Kulissen von Saatgutkonfetti. Unser Arbeitsalltag ist genauso bunt und divers wie das Produkt selbst. Unsere Konfettis arbeiten in den Bereichen Produktion, HR, Vertrieb, Marketing, Finanzen und R+D. Wir finden es super schön, dass wir mittlerweile so ein großes Team sind.

Econeers: Katja, du hast neben der Position als CEO bei Saatgutkonfetti noch einen anderen Job; Philip, du arbeitest auch nebenbei als Freelancer. Ist es schwierig, das Gründerdasein und eure anderen Jobs gleichzeitig zu bewältigen?

Katja Filippenko: Ja, es ist tatsächlich sehr schwierig, beides zu vereinbaren. Aber letztendlich ist es auch eine große Bereicherung. Als Gründer:in hat man so abwechslungsreiche Tätigkeiten. Es macht einfach unheimlich Spaß.

Econeers: Euer Unternehmen wurde im Frühjahr 2019 gegründet. Was waren seitdem eure wichtigsten Meilensteine?

Christoph Trimborn: Genau, am 08.04.2019 war das. Über zwei Jahre ist es jetzt her. Unglaublich, wie schnell die Zeit seitdem vergangen ist. Ende 2019 konnten wir zusätzlich zu unserem Konfetti unser Biodiversitäts-Kartenspiel herausbringen. Das war definitiv ein wichtiger Meilenstein. Außerdem konnten wir Anfang 2020 unseren Webshop launchen. So konnten wir unser Konfetti deutschlandweit anbieten. 

Katja Filippenko: Ein toller Erfolg im Frühjahr diesen Jahres war außerdem unser allererster Großauftrag. Wir produzierten eine große Menge an Konfetti und konnten so in den Läden von Aldi Süd vertreten sein. Das war wirklich klasse!

Econeers: Wie soll es für euch weitergehen? Welche neuen Produktideen stehen in den Startlöchern und welche Vision verfolgt ihr für die Zukunft? 

Philip Weyer: Uns ist es ein wichtiges Anliegen, das Wissen über die Biodiversität und Nachhaltigkeit weiterhin zu verbreiten. Wir möchten die beiden Themen mit positiven Gedanken aufladen und mehr Menschen dazu ermutigen, sich für ihre Umwelt einzusetzen. Unsere Nachhaltigkeitsbildung auszubauen, steht deshalb definitiv auf unserem Plan. In Hinblick auf die Produktentwicklung arbeiten wir gerade an Spendenpackungen.

Das Besondere daran wird sein, dass wir mit einem Teil des Erlöses an eine Organisation spenden. Bisher haben wir nur buntes Konfetti verkauft. Die Spendenpackungen werden zum ersten Mal auch in einzelnen Farben erhältlich sein. Je Farbe gehen die Spenden an eine andere Organisation. So spenden wir zum Beispiel bei unserem gelben Konfetti an die Aurelia-Stiftung, die sich für den Erhalt der Bienen und gegen das Artensterben einsetzt.

Econeers: Das klingt auf jeden Fall sehr vielversprechend! Vielen Dank an euch für das tolle Interview und dafür, dass ihr die Welt auf nachhaltige Art und Weise farbenfroher macht. Wir wünschen euch alles Gute für die Zukunft!

Katja, Philip, Christoph: Wir danken auch! 🙂 

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