Seedpicks: „Bei uns erfahren Nutzer die Geschichte hinter den Produkten grüner Startups“

Mehrwegdeckel für jede Tasse, Eis mal ganz ohne Kuh, Sportkleidung aus alten Fischernetzen: Nachhaltigkeit hat viele Gesichter – man muss nur genau hinsehen. Das hat sich auch die Seedpicks-Gründerin Elisa Mühlmann gedacht, die mit ihrer Plattform grünen Startups eine Bühne gibt. Im Interview hat sie uns verraten, was ihre Plattform besonders macht, welche Tipps sie anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg gibt und warum Nachhaltigkeit eigentlich gar keinen so großen Einfluss auf ihren Alltag hat.

Econeers: Hallo Elisa und herzlich willkommen zum Interview! Dein Weg zu uns war ja nicht so weit – du kommst auch aus dem schönen Dresden. Ist die sächsische Landeshauptstadt deine Wahlheimat?

Elisa Mühlmann: Auch wenn ich sehr lange nicht daran geglaubt habe – ja, Dresden ist meine Wahlheimat und wird es auch bleiben. Nachdem ich einige Jahre in Paderborn und Berlin gelebt habe, ist es ja auch schön, wieder näher an meiner Chemnitzer Heimat zu sein.

Econeers: Nicht nur, dass wir aus Dresden kommen, haben wir gemeinsam – sondern auch, dass uns nachhaltige Ideen am Herzen liegen. Inwiefern beeinflusst Nachhaltigkeit deinen Alltag?

Elisa Mühlmann: Genau, das scheint uns beide auch bei den Namen unserer Plattformen inspiriert zu haben! Ansonsten beeinflusst mich Nachhaltigkeit allerdings gar nicht wirklich im Alltag. So sollte es meiner Meinung nach auch sein, damit bewusster Konsum Spaß macht und etwas für die breite Masse ist. Klar habe ich meine Einkaufstaschen und Gemüsenetze immer dabei, geh am liebsten in den Bio-Märkten oder bei Marktschwärmer einkaufen, nehme mir lieber Zeit für einen Kaffee in der Sonne als einen Becher “to go”. Außerdem fahre ich Rad oder nehme die Bahn, trenne meinen Müll fein säuberlich und überlege mir auch genau, ob ich ein neues Teil im Kleiderschrank brauche oder nicht – aber das Gefühl, dass Nachhaltigkeit meinen Alltag beeinflusst, habe ich nicht. Ich habe eher Wege gefunden, wie beides zusammenpasst – mit Genuss und frei von Verzicht!

Econeers: Toll, das sehen wir ähnlich! Du hast eben auch angesprochen, dass Nachhaltigkeit bei der Namensfindung eine Rolle gespielt hat. Was noch und wie ist die Idee zu Seedpicks entstanden?

Elisa Mühlmann: Der Name hat etwas Doppeldeutiges. Denn das “Seed” steht einerseits wie der Samen für Natürlichkeit – genauso ist es aber auch ein etablierter Begriff in der Startup-Szene. Seedpicks steht letztlich also für eine Auswahl an grünen Startups, welche hier ihre Bühne bekommen und ihre Geschichten erzählen, wie sie unsere Welt ein Stückchen besser machen. Seedpicks ist dafür da, die KonsumentInnen und ProduzentInnen enger miteinander zu verbinden, indem Wertschätzung und Vertrauen geschaffen werden.

Econeers: Könntest du unseren Leserinnen und Lesern kurz erklären, was Seedpicks besonders macht?

Elisa Mühlmann: Auf Seedpicks erfahren LeserInnen die Geschichte, die sie beim Abendessen mit Freunden über die einzelnen Leckereien auf dem Tisch erzählen können. Man erfährt, woher sie kommen, wie und von wem sie hergestellt wurden und was in der Wertschöpfungskette neu gedacht wurde, um unseren Planeten zu entlasten. Außerdem können sie die “Seedpicks”, also die ausgewählten grünen Startup-Produkte, zu Freundschaftspreisen kennenlernen. Denn manchmal haben wir ja schon eine kleine Hemmschwelle, etwas Neues zu testen – erst recht, wenn es vermeintlich etwas teurer ist. Wenn allerdings das Verständnis für den wahren Wert des Produktes geschaffen und der erste Schritt gemacht ist, steht einer langen Kundentreue kaum noch was im Wege.

Econeers: Wie viele Seedpicks sind aktuell auf deiner Plattform zu finden und wie wählst du die Startups und ihre Produkte aus?

Elisa Mühlmann: Aktuell sind es etwa um die 25 Startups, die hier vorgestellt wurden. Es kommt aber jede Woche ein neues hinzu – das ist mein Versprechen an die LeserInnen. Gerade sieht es auch gut aus, dass ich das einhalten kann. Denn für die Startups ist die Vorstellung auf der Website und auf Instagram kostenlos und so fragen mittlerweile natürlich auch immer mehr für eine Kooperation an. Die Anfragen schaue ich mir erst einmal in Ruhe an und finde heraus, ob sie zu den Seedpicks-Kriterien passen. Das müssen nicht unbedingt strenge Bio-Labels, Fair-Trade-, plastikfreie oder vegane Produkte sein. Wichtig ist, dass mit allen Ressourcen sehr verantwortungsvoll umgegangen wird – entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Am liebsten schreibe ich natürlich über innovative Ansätze, von denen sich die Großen etwas abschauen können.

Econeers: Und wie verdienst du mit Seedpicks Geld?

Elisa Mühlmann: Die LeserInnen, denen die unabhängige Arbeit von Seedpicks am Herzen liegt, unterstützen die Plattform monatlich mit dem Wert eines guten Kaffees. Das könnt ihr euch ähnlich vorstellen, wie man es von Online-Magazinen schon kennt. Als Dankeschön bekommen sie dafür jeden Monat mindestens einen der erwähnten Freundschaftsdeals per E-Mail – womit sie den Kaffee dann auch schon wieder rein haben.

Econeers: Als Seedpicker kann ich also nicht nur nachhaltige Ideen fördern, sondern auch von Freundschaftspreisen profitieren. Welche Aktionen gab es in der Vergangenheit beispielsweise?

Elisa Mühlmann: Die meisten grünen Startups bieten den SeedpickerInnen einen Rabattcode von 5-25 % an – ganz abhängig davon, um welche Art von Produkt es sich handelt. Auf Bio-Weine vom Weingut Galler gab es beispielsweise 15 % Rabatt auf ein Kennenlernpaket. UDO-DUO hat den Nachlass sogar auf den gesamten Shop von Mehrwegdeckeln, Kaffeefiltern und Co. ausgeweitet. Manchmal gibt es aber auch einfach bei einer Bestellung was on top – wie in den kommenden Monaten bei “Direkt vom Feld”, da gibt es bei jeder Bestellung noch eine kleine Überraschung für das heimische Gewürzregal.

Econeers: Hinter der ganzen Plattform stehst du allein – ziemlich viel Arbeit für nur eine Person. Hattest du Hilfe beim Erstellen der Plattform oder beim Gründen?

Elisa Mühlmann: Ganz schön viel zu lernen vor allen Dingen! Die Website wollte ja auch erst einmal erstellt werden mit allem Drum und Dran. Da ist die Abstimmung mit den Marken jetzt schon der deutlich entspanntere (aber spannendere!) Part. Zum Glück hat mir in der Anfangszeit eine Finanzspritze etwas den Rücken freigehalten, denn ich hatte das Glück, direkt im ersten Call des InnoStartBonus gefördert zu werden.

Econeers: In der Vergangenheit hast du bereits für ein grünes Startup und als Marketing-Freelancerin gearbeitet. Stand eine Unternehmensgründung schon immer auf dem Plan?

Elisa Mühlmann: Eine kleine Affinität zur Startup-Szene kann ich wahrscheinlich nicht bestreiten, aber ich habe nicht verzweifelt nach einer Idee gesucht, nur um zu gründen. Die kam einfach so und dann war es der logische Schritt. Ein paar Kunden berate ich nebenbei auch immer noch für ihre Marke und Kommunikationsstrategie. Das passt einerseits total gut mit Seedpicks zusammen, weil ich es einfach liebe, die Geschichten hinter den Produkten herauszukitzeln. Vor allem aber ist es schön, da auch wieder Sparringspartner zu haben, solange ich bei Seedpicks Einzelkämpferin bin.

Econeers: Hast du Tipps für andere Gründerinnen und Gründer?

Elisa Mühlmann: Das ist ein Tipp, den ich selbst bekommen habe und in dem (leider) sehr viel Wahrheit steckt: Wenn du dich beim Launch nicht schämst, hast du zu lange gewartet! Da musste ich definitiv raus aus meiner Komfortzone, die von mir eigentlich verlangt, dass sich meine Ergebnisse wirklich sehen lassen können. Letztlich ist es aber auch die einzige Möglichkeit, so früh wie möglich, mit dem Feedback von anderen und speziell den Nutzern, arbeiten zu können und das Angebot entlang ihrer Bedürfnisse zu entwickeln.

Econeers: In den vergangenen Wochen beherrschte nur ein Thema die Nachrichten – das Coronavirus. Wie bist du durch diese verrückte Zeit gekommen und was denkst du, wie das unser aller Leben beeinflussen wird – vor allem in Hinblick auf eine nachhaltigere Lebensweise?

Elisa Mühlmann: Vielleicht nur so viel dazu: Seedpicks hat am 1. März das Licht der Online-Welt erblickt! In diesen Monaten zu den Menschen vorzudringen, war nicht ganz ohne. Auf lange Sicht gesehen, hat diese kleine Auszeit für uns und die Erde hoffentlich aber positive Auswirkungen. Ich hoffe sehr, dass durch diese Pause nochmal ein neues Bewusstsein dafür entstanden ist, was wir wirklich benötigen und unter welchen Bedingungen es entsteht. Die Zeit wird es zeigen und alle, die sich dann auf die Suche nach nachhaltigen Alternativen begeben, wissen ja jetzt, wo sie die finden! 🙂

Econeers: Liebe Elisa, vielen Dank für das interessante Gespräch. Wir wünschen dir und Seedpicks weiterhin viel Erfolg!

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