Teil 2: Richtungswechsel in der Energiepolitik? Wärmepumpen-Boom und erster Wärmepumpen-Gipfel

Im ersten Teil unserer zweiteiligen Reihe zum Thema „Richtungswechsel in der Energiepolitik?“ wurden u. a. die Modernisierung veralteter Systeme sowie der kontinuierliche Zubau neuer Photovoltaik-Anlagen thematisiert. Teil 2 fokussiert eine weitere Alternative im Bereich der Energiegewinnung ebenso wie die Bundesförderung.

Wärmepumpen gehören aktuell zu den am stärksten diskutierten Systemen in Deutschland. In über 40 Prozent der neu gebauten Wohnhäuser kommt die Technik bereits zum Einsatz. Egal ob Neu- oder Altbau: Wärmepumpen können jedes Gebäude mit günstiger und klimafreundlicher Wärme versorgen – und sind auch in Kombination mit modernen Brennwertkesseln und Solaranlagen als hybride Systeme möglich, um Gas und Heizöl zu sparen. Wärmepumpen befördern die Wärme aus der Außenluft, dem Grundwasser oder dem Erdreich ins Gebäude – dafür brauchen sie elektrischen Strom.

Ob eine Wärmepumpe wirklich klimafreundlich ist, kommt auf die jeweilige Anlage an. Neben der Nutzung von erneuerbaren Energien kommt immer noch ein großer Teil des hohen Strombedarfs aus klimaschädlichen Kohlekraftwerken. Je mehr Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, desto klimafreundlicher sind Wärmepumpen. Besonders lukrativ ist es daher, die Wärmepumpe mit sauberem Strom aus der Photovoltaikanlage zu füttern.

Am Rand des ersten „Wärmepumpen-Gipfels“ der Bundesregierung, welcher auf Einladung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesbauministerin Klara Geywitz stattfand, waren sich daher alle Beteiligten einig: Es braucht mehr Tempo bei der Transformation der Wärmeversorgung sowie eine industrielle Massenproduktion für Wärmepumpen – auch, um sich von den Gaslieferungen Russlands unabhängig zu machen. Dafür sollen bis 2030 rund sechs Millionen Wärmepumpen verbaut werden, um diese zum neuen Standard bei der Beheizung von Gebäuden zu machen.

Bundesförderung für effiziente Gebäude

Dass Förderungen bei der energetischen Sanierung eine wesentliche Rolle spielen, verdeutlicht unter anderem das Ergebnis der Umfrage der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Hauseigentümer, die in den letzten fünf Jahren keine Maßnahmen zur Isolierung bzw. zur energetischen Sanierung an ihrem Haus vorgenommen haben, wurden gefragt, welche Anreize es für sie bräuchte. Für eine deutliche Mehrheit wären es attraktive Förderbedingungen und einfachere Förderangebote.

Mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen, die dauerhaft Energiekosten einsparen und das Klima schützen wollen, finanzielle Unterstützung bei der Sanierung von Gebäuden erhalten. Über den Förderwegweiser Energieeffizienz können Interessierte vielfältige Informationen zu den Angeboten der Bundesregierung einholen. Zur Antragsstellung stehen Energieeffizienzexperten und -expertinnen zur Verfügung. Zudem gibt es eine Vielzahl an Dienstleistern, welche Full-Service-Pakete zum Festpreis anbieten und ihr Angebot auf die kontinuierlich starke Nachfrage angepasst haben, indem sie beispielsweise mit digitalen Angeboten die Erstellung von individuellen Bedarfsangeboten oder Ersparnisberechnungen beschleunigen und vereinfachen.

Zentrale Investitionen und grundlegende Umstrukturierung notwendig

So positiv die Vorhaben der Bundesregierung und die kontinuierliche Nachfrage auf Kundenseite sind, so herausfordernd sind sie für die Infrastruktur und die beteiligten Branchen. „Wir müssen in Deutschland und Europa die Solarbranche dringend weiter stärken, um den Bedarf auch abdecken zu können. Dafür brauchen wir mehr Wertschöpfung hier vor Ort, mehr Installationskapazitäten und weniger Bürokratie bei der Umsetzung der Anlagen“, betont Detlef Neuhaus, Geschäftsführer der SOLARWATT GmbH.

Auch die Nutzung von Wärmepumpen bringt große Herausforderungen mit sich. Fehlende Anschlusskapazitäten und der hohe Strombedarf, welcher über das Netz transportiert werden muss, sind für viele Netzbetreiber problematisch und schlichtweg aktuell nicht umsetzbar.

Deshalb will Deutschland sein Verteilernetz für die Energiewende rüsten. Die Bundesnetzagentur rechnet mit Ausgaben in Höhe von rund 70 Milliarden Euro für den Ausbau der großen deutschen Stromautobahnen bis 2035 sowie mit weiteren 50 Milliarden Euro bis 2024 für Verteilernetze. Denn je höher der Anteil an erneuerbaren Energien wird, desto mehr Flexibilität und Speichermöglichkeiten werden benötigt. Es wird also essenziell sein, mit innovativen Lösungsansätzen ein intelligentes Verteilernetz als Basis für energiesparende und klimafreundliche Wärme- und Energieerzeugung zu schaffen.

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