„Viele Menschen haben sich weit von der Natur entfernt” – zu den Wurzeln zurückfinden mit primoza

Die Corona-Pandemie beweist, dass Gärtnern auch ohne Eigenheim oder Schrebergarten möglich ist. Die Situation hat den Trend weiter gefördert und die Lust am Gärtnern in den eigenen vier Wänden oder auf dem Balkon neu geweckt. Ein Beweis dafür sind wohl die überfüllten und großflächig leer gekauften Gartencenter während der Lockdowns gewesen. Das zunehmende Bedürfnis der Menschen, ihr Leben nachhaltiger zu gestalten, mündet folglich in dem Wunsch, das urbane Grau der Städte durch ein kleines Stück Natur zu verschönern. Eine nachhaltige Möglichkeit, diesem Bedürfnis Abhilfe zu schaffen, bietet das junge Startup primoza. Wir sprachen mit den Gründern, Manuela Baron und Orlando Zaddach, über ihr Produktsortiment, die wichtigsten Meilensteine in ihrer Unternehmensgeschichte sowie ihren Auftritt in der Gründershow „Die Höhle der Löwen“.

Econeers: Hallo Manuela und Orlando, durch eure Produkte macht ihr die Welt ein wenig grüner. Erzählt uns mehr über eure Wachsenden Kalender und die Idee dahinter!

Manuela Baron: Die Wachsenden Kalender enthalten einpflanzbares Samenpapier. In jedem Monat steht ein anderer hochwertiger Samen im Zentrum und wird mit schönen Illustrationen und kurzweiligen Infos über die Pflanze schmackhaft gemacht. Mittlerweile haben wir eine ganze Kalender-Kollektion für Einsteiger:innen bis Fortgeschrittene. Die Idee ist 2017 bei einem Gründerwettbewerb an der Uni Erlangen-Nürnberg entstanden: Wir wollten auf jeden Fall etwas ökologisch Sinnvolles machen und haben uns gefragt, wie ein Produkt aussehen könnte, mit dem man Menschen wie uns selbst zum Gärtnern bringen könnte – Menschen, die vielleicht keinen eigenen Garten haben oder nicht viel Platz. Unser erster Kalender kam super an, deshalb haben wir 2018 primoza gegründet. Wir sind zu dritt gestartet und haben inzwischen ein Team mit knapp zwei Dutzend Mitarbeiter:innen.

Econeers: Eure Innovation ist wirklich schön, sowohl in Hinblick auf die Gestaltung als auch die Verwendungsmöglichkeit nach Verbrauch. Wart ihr die ersten mit der Idee, Papier und Samen zu kombinieren – und warum fiel die Entscheidung für das erste Produkt auf das Format des Kalenders?

Orlando Zaddach: Samenpapier gab es natürlich schon vorher, zum Beispiel als einpflanzbare Postkarten, wie wir sie inzwischen auch im Programm haben. Aber wir haben den ersten Kalender mit Samenpapier auf den Markt gebracht. Uns gefiel der Gedanke, dass man damit die Aufmerksamkeit und die Achtsamkeit, mit Blick auf die Samen und das Gärtnern, über einen längeren Zeitraum aufrechterhält. Im Laufe eines Jahres hat man viel Zeit, sich auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und Erfolgserlebnisse zu genießen. Außerdem sind die Deutschen absolute Kalenderliebhaber und wir haben gehofft, dass das Format gut ankommen würde.

Econeers: Manuela, du erstellst viele der grafischen Entwürfe für eure Bilder selbst. War Zeichnen schon immer eine Leidenschaft von dir und wie bist zu dazu gekommen?

Manuela Baron: Ich habe schon als Kind gern gezeichnet. Meine Mutter hat einen ganzen Ordner mit Zeichnungen von mir aus dem Kindergarten aufbewahrt. Dabei habe ich meistens nach einer Vorlage gearbeitet. Es gibt zum Beispiel noch Portraits von Britney Spears oder Christina Aguilera aus meiner Jugend! Pflanzen habe ich aber zuvor noch nie als Motiv benutzt, das kam erst, als wir uns mit dem Kalender beschäftigt haben. Weil ich mich aber nicht nur für Kunst, sondern auch für Mathematik und fürs Programmieren begeistert habe, fiel die Wahl beim Studium auf etwas anderes, nämlich Elektrotechnik.

Econeers: Orlando, was ist dein beruflicher Hintergrund?

Orlando Zaddach: Ich habe in München und Freiburg VWL studiert und dann in Nürnberg promoviert. Gemeinsam mit unserem Mitgründer Tobi haben wir uns mit dem Wachsenden Kalender selbständig gemacht, weil wir darin wahnsinnig viel Potenzial gesehen haben. Viele Menschen haben sich weit von der Natur entfernt. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass sich immer mehr wieder buchstäblich “back to the roots” begeben. 

Econeers: Nicht alle Menschen haben einen grünen Daumen. Eignet sich eure Innovation auch für Neulinge und Laien?

Manuela Baron: Absolut! Das war ja unser Ausgangspunkt: Ein Produkt zu erfinden, das es jedem Menschen ermöglicht, mit dem Gärtnern anzufangen. Auch wenn die Person glaubt, keinen grünen Daumen zu haben – und vielleicht nur den Platz für einen Blumentopf auf der Fensterbank hat. Das Samenpapier muss einfach nur abgerissen und in Erde eingepflanzt werden. Das jeweilige Kalenderblatt liefert neben den Infos zur Pflanze auch noch Tipps zur Aufzucht. Das macht den Wachsenden Kalender ideal für Laien oder auch für Familien mit Kindern, die Lust haben, zu buddeln. Inzwischen haben wir neben dem „Tausendsassa”, dessen Samensorten besonders pflegeleicht sind, mit den „Vergessenen Sorten” auch einen Kalender, der eher erfahrene Gärtner:innen begeistert.  

Econeers: „Die Höhle der Löwen“ ist Deutschlands beliebteste Gründer-Show. Ihr habt das Interesse der Löwen geweckt und wurdet eingeladen. Welche Erfahrungen konntet ihr dadurch sammeln?

Orlando Zaddach: „Die Höhle der Löwen” war eine super Erfahrung für uns. Wir haben durchweg positives Feedback von den Jurymitgliedern bekommen und das hat uns sehr bestärkt, auch wenn wir ohne Deal nach Hause gegangen sind. Zu hören, dass wir den Deal eigentlich gar nicht brauchen und sicher auch so unseren Weg machen werden, hat uns unheimlich Rückenwind gegeben. Und wir haben über die Show auch Menschen erreicht, die uns noch nicht kannten und uns auf anderem Weg vielleicht nicht kennengelernt hätten.  

Econeers: Die Show hat regelmäßig über 2 Millionen Zuschauer. Wie habt ihr euch auf diesen großen Auftritt vorbereitet und hattet ihr mit Lampenfieber zu kämpfen?

Orlando Zaddach: Es war bereits das zweite Mal, dass wir uns beworben hatten, und die Zusage kam relativ kurzfristig. Für die Vorbereitung haben wir erst einmal alle anderen Projekte auf Eis gelegt. Den Auftritt haben wir dann vor Freund:innen und Mitarbeiter:innen mehrfach durchgespielt. Trotzdem waren wir richtig aufgeregt, als es dann im Studio losging. Aber wir wollten den Investor:innen und den Zuschauer:innen zeigen, was für ein tolles Produkt unser Wachsender Kalender ist. Besonders wichtig war uns auch, uns optisch abzuheben und unsere Philosophie zu transportieren. Deshalb sind wir mit unserem eigenen Präsentationsstand angereist, mit dem wir auch auf Weihnachtsmärkten unterwegs sind.

Econeers: Das ist ein guter Punkt, den du ansprichst. Ihr habt ja damit begonnen, eure Wachsenden Kalender auf Weihnachtsmärkten zu verkaufen. Wie war die Resonanz und habt ihr diese Tradition bis heute beibehalten?

Manuela Baron: Wir haben schon 2017 damit begonnen, noch bevor wir das Unternehmen gegründet hatten, und die Resonanz war sofort super – die Idee kam einfach gut an. Sicher auch, weil sich der Kalender vom “Weihnachtskitsch” auf vielen Märkten abhebt und perfekt in die Zeit passt, wo alle noch auf der Suche nach sinnstiftenden Geschenken sind. 2019 waren wir dann in einer Mammut-Tour auf 40 verschiedenen Märkten unterwegs – das hat trotz des Aufwands riesigen Spaß gemacht. Sobald es wieder möglich ist, werden wir die Tradition der Weihnachtsmärkte auf jeden Fall fortführen.

Econeers: Euer Unternehmen gibt es erst seit 2018. Trotz der knappen Zeit habt ihr schon so viel erreicht. Was waren bisher eure wichtigsten Meilensteine?

Orlando Zaddach: Im ersten Jahr war es sicher die Crowdfunding-Kampagne, mit der wir erstmals Feedback von einem größeren Kund:innen-Kreis bekommen und ganz viel Unterstützung erfahren haben. 2019 kam wie erwähnt die große Weihnachtsmärkte-Tour mit ihrer ganzen Infrastruktur, die uns vorangebracht hat. Aus dem vergangenen Jahr nehmen wir die Erfahrung mit, dass wir sehr gut mit den Auswirkungen von Corona zurechtgekommen sind: Wir sind gewachsen, haben Mitarbeiter:innen eingestellt und den Webshop optimiert, um uns auf das Geschäft über den Online-Vertrieb konzentrieren zu können. Der Auftritt bei “Die Höhle der Löwen” war auch ein Highlight.

Econeers: Auch in der Coronazeit wart ihr nicht untätig und habt euer Produktsortiment erweitert. Welche neuen Produktideen gibt es und stehen auch schon weitere Kreationen in den Startlöchern?

Manuela Baron: Wir haben ja schon von Anfang an unser Portfolio stetig erweitert. Neben den Wachsenden Kalendern haben wir Samenpostkarten und Samenbomben in unserem Shop, dazu das Kinderbuch „Emi Brillenbiene“ und Utensilien rund ums Gärtnern. Für das nächste Jahr bekommt die Kalender-Familie ganz besonderen Zuwachs, nämlich den ersten Familienplaner mit einpflanzbarem Samenpapier. Der „Strippenzieher” ist aber nicht nur etwas für Familien, sondern zum Beispiel auch für WGs oder Bürogemeinschaften – er funktioniert überall, wo Termine organisiert werden müssen. In punkto Nachhaltigkeit sind wir beim „Strippenzieher“ noch einen Schritt weiter in Richtung “zero waste” gegangen: Jedes Kalenderblatt ist nicht nur illustriert und mit Infos versehen, sondern zugleich eine Vorlage zum Ausmalen, Basteln oder Spielen.

Econeers: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt! Ich finde, ihr habt eine wirklich schöne Idee umgesetzt, und freue mich darüber, dass ich jetzt schon Geschenkideen für die Familie zu Weihnachten habe!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Scroll to top