Zero Waste: So können Verbraucher ihr Müllaufkommen reduzieren

Die leere Shampoo-Flasche, die Plastikverpackung des schon verzehrfertigen Salats aus dem Supermarkt, der gerade ausgetrunkene Tetra Pak Saft – schnell kommt in unseren Haushalten viel Abfall zusammen und ehe wir uns versehen, ist der Mülleimer schon wieder zum Überquellen gefüllt. Den Müll rauszutragen dürfte eine der unbeliebtesten Haushaltstätigkeiten sein – und dennoch nehmen wir alle den Gang zur Tonne immer häufiger auf uns, denn das Abfallaufkommen in deutschen Haushalten wächst stetig. Fielen im Jahr 2000 noch 37,6 Mio. Tonnen Haushaltsabfälle – d. h. 458 Kilo pro erwachsenem Deutschen – an, so waren es 2016 laut Umweltbundesamt bereits 46,6 Mio. Tonnen, also mehr als 100 Kilo zusätzlich pro Kopf.

Müllberge als Wohlstandsindikator

Die Ursache für die wachsenden Müllberge sehen Experten unter anderem darin, dass wir in immer kleineren Haushalten leben. Der Anteil der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte steigt kontinuierlich, weshalb Verbraucher bei Lebensmitteln, Hygieneartikeln & Co. häufiger zu kleineren Verpackungen greifen – die pro Kopf mehr Müll verursachen als die klassische “Familienpackung”. Und auch der boomende Online-Handel trägt seinen Teil dazu bei, denn alles, was wir online ordern, kommt in großen Pappkartons, gern mit Styropor ausgepolstert, ins Haus – neben den durch den zunehmenden Lieferverkehr verursachten CO2-Emissionen eine zusätzliche Belastung für unsere Umwelt. In unserer schnelllebigen Gesellschaft, in der alle nur noch auf dem Sprung sind und kaum Zeit dafür bleibt, sich zuhause eine Mahlzeit zuzubereiten, steigt zudem die Nachfrage nach verpackten Convenience- und To-go-Produkten. Nicht umsonst bezeichnen Experten die Zunahme des Haushaltsmülls auch als Wohlstandsindikator – “wenn die Wirtschaft brummt, brummt der Konsum, und wenn wir mehr konsumieren, erzeugen wir mehr Abfall“, sagt Adriana Neligan vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Zwar wird nirgendwo sonst auf der Welt ein so großer Anteil des Mülls recycelt wie hierzulande – immerhin stolze 66 Prozent – doch das Image des Entsorgungs-Primus mit ausgeklügeltem Pfandsystem und perfektionierter Mülltrennung hat Risse bekommen. Die Statistik erfasst Müll z. B. bereits als recycelt, wenn er für die Wiederverwertung gesammelt und vorsortiert wurde. Ob er aber schlussendlich tatsächlich recycelt wird, im Müllofen oder gar auf einer Abfalldeponie eines Entwicklungslandes endet, darüber sagen die Zahlen nichts.

Zero Waste-Aktivistin: Nur ein Einmachglas voll Müll im Jahr

Dass es auch ganz anders – nämlich müllfrei – geht, zeigen Menschen wie Bloggerin Shia Su vom Blog Wasteland Rebel. Sie und ihr Mann produzieren gemeinsam lediglich ein Einmachglas voll Müll – pro Jahr. Eine solche Umstellung sei natürlich nicht von jetzt auf gleich machbar, räumt die Aktivistin im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau ein: “Mein Mann und ich sind auch nicht systematisch vorgegangen. „Ab morgen bin ich plastikfrei“ schaffen die wenigsten Leute. Das wäre so als ob mir jemand sagt: „Ab morgen läufst du einen Marathon.“ Da würde ich auch streiken. Bei uns hat das auch anderthalb Jahre gedauert.”

Aber wo fängt man an, wenn man den eigenen Müllberg schrittweise reduzieren möchte? Wenn der Konsum brummt, fällt viel Müll an – wer weniger Abfall produzieren möchte, erreicht also am meisten, indem er schlicht und ergreifend weniger konsumiert. Ist die unterwegs gekaufte Wasserflasche, der Coffee to go oder der Salat in der Plastikschale wirklich notwendig oder würde sich mit etwas Planung und Vorbereitung eine andere Lösung finden? Und braucht es tatsächlich das zwanzigste T-Shirt, oder findet sich nicht doch noch etwas zum Anziehen im Kleiderschrank? Alles, was wir nicht kaufen, müssen wir auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt entsorgen. Wenn wir uns einmal etwas ausführlicher mit unseren Besitztümern beschäftigen, fällt uns zudem auch auf, wie viel wir bereits haben und wie wenig wir wirklich neu kaufen müssen. Vieles von dem, was wir aussortieren, könnten wir eigentlich länger benutzen, wenn wir nicht dem Drang unterliegen würden, immer das Neueste und Beste haben zu müssen – das gilt von der Kleidung über das Smartphone bis hin zum Auto. Und auch Dinge, die nicht mehr einwandfrei sind, lassen sich reparieren oder für einen anderen Zweck benutzen – so wird aus der Euro-Palette ein trendiges Sitzmöbel oder aus dem alten, verwaschenen T-Shirt ein Putzlappen.

So unverpackt und so plastikfrei wie möglich

Doch auch jeder Zero-Waste-Anhänger kommt nicht drum herum, das ein oder andere kaufen zu müssen. Auch hier gilt, dass es besser ist, Produkten ein zweites Leben zu geben, also Secondhand zu kaufen, statt alles niegelnagelneu besitzen zu müssen. Zudem sollte man darauf achten, seine Einkäufe so unverpackt wie möglich zu beziehen. Bei Lebensmitteln gelingt das am besten auf Wochenmärkten, in Hof- und Bio-Läden oder in speziellen Unverpackt-Läden, die mittlerweile in vielen Städten vertreten sind und wo man sich lose Lebensmittel in mitgebrachte Behältnisse abfüllen lassen kann. Aber auch immer mehr Supermärkte reagieren und lassen ihre Kunden Obst und Gemüse in wiederverwendbare Beutel packen oder gar an der Wurst- und Käsetheken eigene Vorratsdosen befüllen. Bei Produkten, bei denen eine Verpackung unvermeidbar ist, sollten Verbraucher möglichst auf plastikfreie Optionen setzen – etwa auf Zahnputztabletten in kompostierbaren Tüten anstatt auf Zahnpasta mit Mikroplastik-Partikeln in der Kunststofftube. Und auch für viele Einwegprodukte, die nach der Nutzung für gewöhnlich direkt weggeworfen werden, wie Strohhalme, Taschentücher, Wattepads oder Coffee-to-go-Becher, gibt es mittlerweile wiederverwendbare Lösungen, die nur einmal angeschafft werden müssen und damit sowohl Geld als auch Müll einsparen – eine Win-win-Situation für Verbraucher und Umwelt.

Wer diese Tipps befolgt, wird am Ende wahrscheinlich immer noch mehr Müll produzieren als Bloggerin Shia Su, geht aber achtsamer mit Ressourcen um und tut mit jedem kleinen Schritt in Richtung Zero Waste etwas Gutes für unseren Planeten. Angenehmer Nebeneffekt: Der nervige Gang zur Mülltonne steht zukünftig deutlich seltener auf dem Programm…

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